Der Spätsommer ist eine wunderbare Reisezeit: Die Ferien klingen aus, die Temperaturen sind oft angenehm, und viele Ziele werden ruhiger. Gleichzeitig steigt in Europa und weltweit das Risiko bestimmter Naturgefahren – von Hitzewellen über starke Gewitter bis hin zu Waldbränden oder Sturzfluten nach Starkregen. Wer jetzt klug plant und die richtigen Versicherungsbausteine wählt, reist entspannter und vermeidet teure Überraschungen.
In diesem Ratgeber lernen Sie, welche Risiken im Spätsommer besonders relevant sind, wie Sie das eigene Risiko realistisch einschätzen und mit welchen Policen und Buchungstricks Sie sich sinnvoll absichern. Außerdem zeigen wir, wie Sie Warn-Apps und lokale Hinweise nutzen, damit Sie im Ernstfall schnell und richtig reagieren. Ziel: maximale Sicherheit und Planbarkeit – ohne unnötige Kosten.
Warum Naturgefahren im Spätsommer für Reisende relevant sind
Zwischen Ende August und Mitte/Ende September häufen sich in vielen Regionen Wetterlagen, die schnellen Starkregen, kurze, aber heftige Gewitterlinien oder extrem trockene, heiße Tage bringen. Auf Inseln und in Küstennähe können stürmische Phasen auftreten, im Gebirge drohen nach Gewittern Muren und Hangrutsche. In südeuropäischen Feriengebieten sind zudem Waldbrandphasen möglich – oft begünstigt durch Trockenheit und Wind.
Für Reisen bedeutet das: Der eigentliche Urlaub kann meist stattfinden, aber einzelne Programmpunkte, An- und Abreise oder Unterkünfte können kurzfristig betroffen sein. Flüge werden umgeleitet, Fähren fallen aus, Bergbahnen schließen, Strände werden gesperrt, Straßen kurzzeitig unpassierbar. Mit Vorbereitung und den passenden Vertragsbausteinen verwandeln Sie diese Unsicherheiten in überschaubare, planbare Risiken.
Typische Spätsommer-Muster: Europa & Fernziele im Überblick
Rund ums Mittelmeer stehen Hitzeperioden und lokale Gewitter im Fokus. Heißer, trockener Wind erhöht regional die Waldbrandgefahr. In Mitteleuropa und im Alpenraum sind die Nachmittags- und Abendstunden oft gewitteranfällig; kurze, sehr kräftige Zellen können Bäche anschwellen lassen. An Küsten kommt es zu windigen Phasen, die Fähren und kleine Boote betreffen.
Auf Fernstrecken sind im Spätsommer je nach Ziel tropische Stürme möglich. Das betrifft vor allem bestimmte Inselregionen und Küsten. Wer Fernreisen plant, sollte die saisonalen Risikofenster des Zielgebiets prüfen und die Reiseroute so wählen, dass flexible Ausweichoptionen bestehen – etwa alternative Flughäfen, Reservetage oder die Kombination aus Flug + Bahn.
Welche Versicherungen jetzt wirklich schützen – und welche nicht
Reisende verwechseln „Naturgefahren-Absicherung“ oft mit allgemeiner Sicherheit. Entscheidend ist, welche Kosten in welcher Phase entstehen: vor der Abreise, unterwegs oder nach der Rückkehr. Drei Bausteine spielen die Hauptrollen: Reiserücktritt (vor Reisebeginn), Reiseabbruch (während der Reise) und Auslandsreisekrankenversicherung inklusive Rücktransport. Ergänzend kommen Gepäckschutz, Mietwagenkasko und – bei Pauschalreisen – die vertraglichen Rechte hinzu.
Wichtig: Kein Tarif kann „Wettergarantie“ bieten. Versicherungen ersetzen keine verpassten Strandtage, sondern zahlen bei klar definierten Fällen – zum Beispiel, wenn eine Unterkunft unbewohnbar wird, die Rückreise medizinisch nötig ist oder offizielle Stellen eine Region sperren. Wer Erwartungen und Bedingungen kennt, bucht zielgenau und spart Prämie.
Reiserücktritt & Reiseabbruch: Was bei Unwetter und Naturereignissen gilt
Reiserücktritt greift, wenn Sie vor Reisebeginn aus versichertem Grund nicht antreten können. Bei Naturereignissen ist das meist der Fall, wenn Ihre Unterkunft nachweislich nicht nutzbar ist, das Zuhause schwer getroffen wurde (z. B. Wasserschaden, Brand) oder wenn ärztlich bestätigte Reiseunfähigkeit vorliegt (z. B. Hitzekollaps kurz vor Abreise). Bloße „Wetterunsicherheit“ reicht in der Regel nicht. Prüfen Sie bei Buchung deshalb die versicherten Ereignisse und die Fristen für den Abschluss.
Reiseabbruch wirkt unterwegs: Muss eine Reise aufgrund eines versicherten Ereignisses vorzeitig beendet oder unterbrochen werden, ersetzt der Versicherer nicht genutzte Leistungen und zusätzliche Rückreisekosten. Relevante Beispiele im Spätsommer: Evakuierung durch Behörden, unbewohnbare Unterkunft durch Wasser- oder Rauchschäden, gesperrte Anfahrtswege oder eine eigene Erkrankung/Verletzung infolge von Hitze. Gute Tarife regeln zudem, ob eine notwendige Reiseverlängerung (z. B. verspätete Rückreise wegen Flugausfällen) mitversichert ist.
Auslandskranken & Rücktransport: Der wichtigste Baustein im Spätsommer
Hitzeerschöpfung, Sonnenstich, Dehydrierung, Insektenstiche oder Stürze beim Wandern: Die meisten Naturgefahren-Folgen landen im Gesundheitssystem. Die Auslandsreisekrankenversicherung (inkl. medizinisch sinnvoller Rücktransport) ist daher unverzichtbar. Achten Sie auf freie Arzt-/Klinikwahl, 24/7-Notrufnummern, Kostenzusagen per E‑Mail und die Abdeckung ambulanter wie stationärer Behandlungen. Praktisch sind Telemedizin-Optionen, mit denen Sie außerhalb der Sprechzeiten eine Ersteinschätzung erhalten.
Auch wenn Sie in EU-Ländern mit der EHIC/ghIC-Grundabsicherung auftreten könnten, lohnt der Zusatzschutz in der Praxis: Privatkliniken akzeptieren oft nur Kreditkarte oder Kostenzusage, Rücktransporte sind ohne Police teuer, und Zuzahlungen können erheblich sein. Wer auf dem Berg, am Strand oder auf dem Wasser aktiv ist, sollte außerdem prüfen, ob Bergungs- und Rettungskosten eingeschlossen sind.
Gepäck, Elektronik & Sportgeräte: Was ist im Naturereignis-Fall drin?
Gepäckversicherungen sind kein Muss, können aber bei Reiserouten mit Umstiegen, Fährfahrten und Outdoor-Schwerpunkt helfen. Achten Sie auf die Deckung für Feuchtigkeitsschäden, Diebstahl aus verschlossenen Räumen, Zeitwertregelungen und Selbstbeteiligungen. Für teure Elektronik lohnt ggf. eine Einzelpolice oder der Schutz über die Hausratversicherung (Außenversicherung). Wichtig ist die Dokumentation: Quittungen, Seriennummern und Fotos erleichtern die Regulierung.
Bei Sportgeräten (z. B. E‑Bikes, Surf- und Tauch-Equipment) gelten oft Besonderheiten. Prüfen Sie, ob die Nutzung am Wasser oder in den Bergen eingeschlossen ist und ob es Nachtzeit- oder Bewahrungspflichten gibt (abschließbarer Raum). Bei Sturmwarnung sollte Equipment nicht im Freien verbleiben – sonst droht „grobe Fahrlässigkeit“.
Buchungsstrategie im Spätsommer: Flexibel bleiben, richtig kombinieren
Die günstigste Risikoreduktion ist oft nicht die Police, sondern die Buchungslogik. Flexible Raten bei Unterkünften, faire Umbuchungsregeln bei Airlines und Reservetage bei komplexen Routen wirken Wunder. Wer einen kritischen Programmpunkt hat (z. B. Hochzeit, Kreuzfahrtanschluss, Bergtour), plant einen Puffertag ein und wählt Nonstop-Verbindungen, wenn möglich. Bei Fähren lohnt frühzeitige Abfahrtskontrolle und eine alternative Landroute als Backup.
Für Familien ist eine Pauschalreise oft der sinnvollste Mix aus Preis und Sicherheit: Der Veranstalter bleibt Ihr zentraler Ansprechpartner, muss Abhilfe schaffen und ist bei Ausfällen in der Pflicht. Bei Individualbuchungen verteilt sich die Verantwortung auf viele Schultern – dafür bleibt die Auswahl maximal flexibel. Entscheiden Sie bewusst: „Komfort & Ansprechpartner“ (Pauschal) oder „Flex & Auswahl“ (individuell).
„Außergewöhnliche Umstände“ und was das praktisch bedeutet
Viele Anbieter arbeiten mit Klauseln zu „höherer Gewalt“/„außergewöhnlichen Umständen“. Praktisch heißt das: Der Anbieter muss Sie befördern oder erstatten, wenn die Leistung nicht erbracht werden kann – er schuldet aber keine zusätzliche Entschädigung für „verlorene Urlaubstage“. Für Sie zählt daher, realistische Alternativen zu sichern (Umbuchung, andere Route) und sämtliche Ausgaben belegt einzureichen. Gute Dokumentation beschleunigt alles: Fotos, Screenshots, Quittungen, Uhrzeiten.
Die goldene Regel: Erst die Weiterreise sichern, dann um Erstattungen und ggf. Ausgleichszahlungen kümmern. Vor Ort zählt Tempo. Die meisten Unternehmen bieten heute digitale Self‑Service‑Strecken – nutzen Sie sie, aber heben Sie Eingangsbestätigungen auf.
Preis-Realität 2025: Was kostet sinnvoller Schutz?
Für Einmal-Policen im Reiserücktritt/Reiseabbruch bewegt sich die Prämie marktweit häufig in einem niedrigen einstelligen Prozentbereich des Reisepreises. Mit Selbstbeteiligung ist es günstiger, „ohne SB“ teurer. Jahrespolicen rechnen in Stufen je abgesicherter Reisesumme pro Trip und lohnen sich, wenn Sie mindestens zwei bis drei Reisen im Jahr planen. Die Auslandsreisekrankenversicherung kostet in der Regel deutlich weniger, spielt aber im Ernstfall die größte finanzielle Rolle.
Bei Mietwagen schlägt „Vollkasko ohne Selbstbeteiligung“ zwar spürbar zu Buche, verhindert aber Streit und Eigenkosten nach Unwetterereignissen – insbesondere bei Glas-, Dach- und Wasserschäden. Für Outdoor-Urlaube mit wertiger Ausrüstung sind Einzeldeckungen für Sportgeräte eine Überlegung wert, sofern der Hausrat-Schutz nicht greift. Rechnen Sie immer die Kombination: Flex-Tarif + abgespeckter Versicherungsmix vs. Spar-Tarif + stärkerer Versicherungsschutz.
Drei Profile – so rechnen Sie Ihren Bedarf
Städtetrip zu zweit, 4 Tage, Flug + Hotel in Europa: Schwerpunkt auf Auslandsreisekranken (inkl. Rücktransport) und schlanke Reiserücktritt-/Abbruchdeckung, falls Fixkosten hoch sind. Flex-Rate beim Hotel kann den Versicherungsbedarf stark senken. Naturgefahren-Risiko: meist lokal begrenzt (Gewitter, Starkregen) – checken Sie Warn-Apps und Abfluginfos.
Familienurlaub an der Küste, 10–14 Tage, Ferienwohnung + Mietwagen: Hohe Stornokosten der Unterkunft sprechen für Reiserücktritt. Vor Ort sind Reiseabbruch und Mietwagenkasko mit Glas/Reifen/Unterboden/Dach sinnvoll. Naturgefahren-Risiko: Hitze, Wind, gelegentliche Sperrungen von Stränden oder Straßen – Puffer einplanen.
Fernreise mit Outdoor-Fokus (Trekking, Tauchen), 2 Wochen: Schwerpunkt auf Auslandsreisekranken inkl. Rettung/Bergung, dazu Reiserücktritt/Abbruch und klare Bedingungen zu Wetter-/Naturereignissen. Naturgefahren-Risiko: je nach Ziel saisonale Stürme oder Waldbrandphasen – Reiseroute mit Alternativen entwerfen.
Regionen-Fokus Spätsommer: Europa & darüber hinaus
Wer im Spätsommer ans Mittelmeer fährt, profitiert von warmem Wasser und langen Tagen – sollte aber lokale Brand- und Gewitterlagen im Blick behalten. Viele Regionen kommunizieren Sperrzonen, Strandschließungen oder Umleitungen tagesaktuell über offizielle Kanäle. Nutzen Sie diese Informationen für Tagesplanung und Routen.
Im Alpenraum sind die Morgenstunden oft stabiler als der spätere Nachmittag. Planen Sie Anstiege früh, beachten Sie Gewitter- und Niederschlagswarnungen und prüfen Sie, ob Bergbahnen bei Wind/Unwetter schließen können. In Mitteleuropa sind nach trockenen Phasen Starkregenereignisse möglich, die Unterführungen, Kellerstraßen oder Campingplätze treffen.
Mittelmeer & Südeuropa: Hitze, Wind, Feuer
Trocken-warme Phasen erhöhen die Waldbrandgefahr, besonders in Pinienwäldern und buschreichen Regionen. Achten Sie auf lokale Hinweise, Halteverbote und Rauchentwicklung. Bei Starkwind sind Fähren, Schiffs- und Wassersportverleihe eingeschränkt. In Städten kann Hitze besonders belasten; Pausen, Schatten und Wasser sind Pflicht.
Absichern heißt hier: Tagespläne anpassen, Evakuierungshinweise ernst nehmen, Mietwagen nie im trockenen Gras parken (Hitzestau am Unterboden). Prüfen Sie in Versicherungsbedingungen, ob „Naturereignis“/„Elementar“ als Abbruchgrund gilt und ob alternative Unterkünfte übernommen werden.
Alpen & Mitteleuropa: Gewitter, Starkregen, Muren
Nach warmen Tagen folgen oft kräftige Gewitter mit Starkregen, lokalem Hagel und Sturmböen. In engen Tälern können Bäche anschwellen; Wanderwege werden zeitweise unpassierbar. Berghütten und Bergbahnen arbeiten mit Sperrungen und verkürzten Zeiten.
Ihre Strategie: Früh starten, Tagesziel konservativ planen, Reserveabstieg kennen, und bei Gewitterwarnung konsequent umdrehen. Für Unterwegs-Schutz sind Rettungs-/Bergungskosten und die Abdeckung von Outdoor-Aktivitäten in der Kranken- und Abbruchversicherung wichtig.
Atlantik & Inselziele: Stürme & fernere Fernziele
Je nach Region gibt es im späten Sommer/Frühherbst saisonale Sturmfenster. Die Infrastruktur ist darauf eingestellt, dennoch kann es zu Flugplanänderungen, Fährausfällen und kurzzeitigen Sperrungen kommen. Gerade bei Inselhopping sind Reservetage und flexible Stornoregeln der Unterkünfte viel wert.
Absicherung bedeutet hier: Routen mit Alternativflughäfen, Reiseabbruch mit klarer Regel zu „unbewohnbarer Unterkunft“/„Evakuierung“, und gedanklich vorbereitet sein, einen Teil der Route anzupassen. Dokumentieren Sie Umbuchungen und Extraausgaben sauber.
Frühwarnung & Vorbereitung: So bleiben Sie handlungsfähig
Moderne Warnsysteme informieren schnell und zielgerichtet – aber nur, wenn man sie einschaltet. Aktivieren Sie Cell-Broadcast-/Katastrophenwarnungen am Smartphone und installieren Sie die relevanten lokalen Warn-Apps. Für Deutschland sind NINA, KATWARN und die WarnWetter-App etabliert; in vielen Reiseländern gibt es vergleichbare Dienste oder SMS-Infos der Zivilschutzbehörden.
Planen Sie außerdem Ihre Informationsketten: Hotelrezeption, Vermieter, Veranstalter, Airline-/Fähr-App, lokale Verkehrsinfo. Wer bei Wetterumschwung schnell aktualisierte Infoquellen hat, entscheidet früher – und spart Geld, weil günstige Alternativen (z. B. früherer Zug/Flug) nicht ausgebucht sind.
Notfall-Set & Check-in-Routine: Kleine Dinge, große Wirkung
Ein kompaktes Notfall-Set ist günstig und erhöht die Sicherheit enorm. Bewährt haben sich Stirn- oder Taschenlampe, Powerbank, kleine Wasserflasche, basisches Erste-Hilfe-Set, Kopien der Ausweise und die wichtigsten Codes/Policenummern offline. Im Auto sind Warndreieck, Westen, Abschlepphaken und ein Tuch gegen Rauchgeruch nützlich.
Machen Sie außerdem einen kurzen Sicherheits-Check-in am Ziel: Wo sind Notausgänge? Gibt es tiefliegende Parkplätze (Starkregenrisiko)? Welche Nummer hat die Rezeption? Wo sind Sammelplätze? Diese zwei Minuten geben Orientierung, falls eine Warnmeldung aufs Handy kommt.
Notfall-Packliste Spätsommer (kompakt)
• Reiseapotheke (Elektrolyte, Verband, Desinfektion), Kopien der wichtigsten Dokumente, Powerbank & Ladekabel, leichte Regen-/Windjacke, Mütze/Cap, Sonnencreme & After-Sun, 1–2 Liter Wasser pro Person, kleine Snacks, Stirnlampe/Taschenlampe
Nach dem Packen folgt die digitale Seite: Speichern Sie die 24/7-Nummern Ihrer Versicherer, Ihrer Airline und Ihrer Unterkunft, sowie die Buchungsnummern lokal im Handy. Laden Sie Offline-Karten für Zielregion und Umfeld herunter – im Ernstfall funktionieren Mobilnetz oder Stromversorgung nicht immer zuverlässig.
Mietwagen & Unterkunft: Clever vorsorgen
Mietwagen sind im Spätsommer praktisch – und bei Unwetter sensibel. Achten Sie auf „Vollkasko ohne Selbstbeteiligung“ inklusive Glas, Reifen, Unterboden und Dach. Parken Sie nicht in Senken, Unterführungen oder auf unbefestigtem, trockenem Gras. Dokumentieren Sie Übergabe und Rückgabe mit Fotos; bei Sturmwarnung klappen Sie Spiegel ein und sichern Ihr Fahrzeug gegen herumfliegende Gegenstände.
Bei Unterkünften lohnt ein Blick auf Lagepläne: Tiefgaragen, Hanglagen, Nähe zu Bächen oder Küsten. Fragen Sie bei Check-in nach Notfallprozeduren und Sammelpunkten. Wenn Evakuierungen geordnet laufen, sparen Sie Zeit und Nerven. Für Ferienwohnungen mit strengen Stornoregeln ist Reiserücktritt besonders wertvoll – insbesondere, wenn Anzahlung und Restzahlung lange im Voraus fällig sind.
Mietwagen-Details: Was steht wirklich im Schutz?
Lesen Sie die Police: Sind Wasserschäden (z. B. nach Durchfahrt durch überflutete Straßen) ausgeschlossen? Wie sind Glas-/Hagelschäden geregelt? Gibt es Selbstbeteiligungen oder Höchstgrenzen? Klären Sie Grenzübertritte und Fährfahrten – diese sind häufig zustimmungspflichtig. Bei Unwetterlagen sollten Fahrten durch Sperrgebiete tabu sein; neben Sicherheitsrisiken drohen sonst Deckungslücken.
Wenn Sie statt echter Null-SB eine Erstattungslösung nutzen (Broker-Modell), kalkulieren Sie die höhere Kaution ein und heben Sie jede Ausgabe und jeden Vorgang auf. Eine saubere Belegstrecke ist Ihr Hebel für schnelle Erstattung – gerade nach Großwetterlagen.
Unterkunfts-Plan B: Alternativen vorab kennen
Suchen Sie vor Anreise zwei bis drei realistische Ausweichunterkünfte im Umkreis und speichern Sie deren Kontaktdaten. So können Sie bei Sperrungen oder Ausfällen schneller reagieren. Prüfen Sie, ob Ihre Abbruchversicherung „Ersatzunterkunft“ abdeckt, falls das ursprünglich gebuchte Objekt unbewohnbar wird. In Städten ist der Wechsel oft einfach; auf Inseln oder in Bergdörfern zählt jede Minute.
Geld zurück im Ernstfall: Anspruchslogik ohne Stress
Wenn Flug oder Bahn wegen Naturereignissen ausfallen, stehen Ihnen Erstattung oder alternative Beförderung zu. Zusätzliche Entschädigungen sind bei „außergewöhnlichen Umständen“ meist ausgeschlossen – die Beförderung oder Erstattung haben jedoch Priorität. Sichern Sie zuerst die Weiterreise, bewahren Sie Quittungen auf (Hotel, Essen, Transfer) und reichen Sie danach sauber ein. Bei Pauschalreisen ist der Veranstalter Ihr Hauptkontakt – er muss Abhilfe schaffen und Alternativen anbieten.
Wichtig ist das Timing: Früh handeln, Optionen prüfen, aber Zusagen schriftlich festhalten. Ein Foto der Abflugtafel, eine E‑Mail-Bestätigung der Sperrung oder eine Meldung des Veranstalters reichen oft als Nachweis. Digitale Formulare beschleunigen die Bearbeitung spürbar – und reduzieren Rückfragen.
Dokumentation & Fristen: Die zwei wichtigsten Regeln
Regel eins: Ohne Belege keine Erstattung. Speichern Sie PDFs, Screenshots, Quittungen, Buchungsnummern und Uhrzeiten. Regel zwei: Fristen einhalten – viele Ansprüche lassen sich nur innerhalb klarer Zeitfenster geltend machen. Legen Sie pro Reise einen digitalen Ordner an und sortieren Sie Unterlagen mit sprechenden Dateinamen (z. B. „2025-09-03_Umbuchung_Flug_XY.pdf“).
Wer mit Familie reist, profitiert davon, die Rollen zu verteilen: Eine Person kümmert sich um die Umbuchung, eine zweite sichert Belege und schreibt ein kurzes Logbuch. So behalten Sie auch in hektischen Situationen die Übersicht.
10‑Minuten‑Plan: Spätsommer-Reisen sicher buchen
Der schnellste Weg zur passenden Absicherung ist eine kurze, strukturierte Checkliste. Planen Sie zehn Minuten extra bei der Buchung ein – das spart im Ernstfall Stunden.
• Reiseart festlegen (Städtetrip, Strand, Outdoor) und Naturgefahren-Risiko des Ziels grob einschätzen; Puffertage und Nonstop-Verbindungen bevorzugen
Nach der Checkliste folgt die Umsetzung: Vergleichen Sie zwei bis drei realistische Optionen (z. B. Pauschalreise vs. individuell mit Flex‑Rate), prüfen Sie die Versicherungsbausteine und sichern Sie alle Hotlines/Policennummern im Handy. Wenn Sie diese Routine einmal verinnerlicht haben, sind Sie auch bei spontanen Spätsommertrips zuverlässig abgesichert.
FAQ für Eilige: Kurz beantwortet
Gilt Reiserücktritt, wenn „nur“ schlechtes Wetter droht? In der Regel nicht. Es braucht einen versicherten, nachweisbaren Grund – etwa unbewohnbare Unterkunft, Evakuierung oder eigene Reiseunfähigkeit.
Zahlt die Versicherung bei Evakuierung? Gute Tarife regeln Abbruch/Unterbrechung bei behördlicher Anordnung. Prüfen Sie die Formulierung („Evakuierung“, „Sperrung“, „Unbewohnbarkeit“).
Reicht die EHIC-Karte in EU-Ländern? Sie hilft, ersetzt aber keine Auslandsreisekrankenversicherung mit Rücktransport und Privatklinik‑Kostenzusagen.
Wie viel „ohne SB“ ist sinnvoll? Bei knapper Liquidität und Mietwagen/Outdoor-Fokus entspannt „ohne SB“ die Lage im Ernstfall. Preislich lohnt die Gegenrechnung je Reisetyp.
Fazit: Mit System durch den Spätsommer – sicher und gelassen
Naturgefahren im Spätsommer sind selten ein Grund, die ganze Reise abzusagen – aber sie ändern gelegentlich den Plan. Wer Risiken kennt, Warnungen nutzt und die richtigen Bausteine wählt, bleibt flexibel und spart bares Geld. Die Kombination aus sinnvoller Buchungsstrategie (Flex-Optionen, Puffertage), den drei Kernversicherungen (Rücktritt, Abbruch, Auslandskranken) und einem klaren Notfallplan macht den Unterschied.
Planen Sie vorausschauend, dokumentieren Sie sauber und handeln Sie vor Ort nach dem Prinzip „erst weiterreisen, dann abrechnen“. So wird der Spätsommer zur besten Reisezeit: mit warmen Tagen, leeren Stränden – und einem Sicherheitsnetz, das Sie hoffentlich nie brauchen.
Hinweis: Dieser Ratgeber ersetzt keine Rechtsberatung und keine individuelle Risikoanalyse. Prüfen Sie Ihre Verträge und Bedingungen im Einzelfall und holen Sie bei Unsicherheiten fachkundigen Rat ein.